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Resilienz und Regionalentwicklung

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind enorm. Zunehmend werden daher Konzepte diskutiert, die die Verletzlichkeit und Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft betreffen. Ich habe mir deshalb Gedanken gemacht, wie Resilienz in die Regionalentwicklung integriert werden kann. Der Artikel ist Teil einer Serie "Systemische Resilienz in Zeiten der Corona-Pandemie" auf Zukunftsstadt.de.

Zukunftsstadt.de geht online

Seit 2015 habe ich erfolgreich das Projekt "Zukunftsstadt" in Dresden geleitet. Es basierte auf einem Städtewettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Ziel war es, gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern eine Vision und eine Strategie zu entwickeln, wie man eine Stadt zur nachhaltigen Zukunftsstadt macht. In Dresden haben wir diese Aufgabe umgesetzt, indem wir die Teilnehmenden selbst Visionen der Stadt der Zukunft zeichnen ließen und indem wir dazu einluden, eigene Projekte zu entwickeln, mit denen Dresden nachhaltiger wird. Diese Projekte sollten von den Bürgern selbst umgesetzt werden. Da Dresden es als größte Stadt im Teilnehmerfeld in die finale Phase geschafft hat, werden nun 8 Bürgerprojekte mit wissenschaftlicher Begleitung durch IÖR und TU Dresden umgesetzt.

Meine Arbeit als Projektleiter endete im Herbst 2018. Die Arbeitsweise der Dresdner Stadtverwaltung und meine Arbeitsweise sind nicht wirklich kompatibel. Mein Wissen und die gesammelten Erfahrungen möchte ich aber gern weitergeben. Um dies sichtbar zu machen ging nun eine neue Webseite online. Ich freue mich auf Kooperationen mit Kommunen, engagierten Unternehmen und interessierten Stadtgestaltern: www.zukunftsstadt.de

hacking politics: Stadtratsanträge schreiben

Nach meinem Ausflug in die Dresdner Stadtverwaltung seit 2015 fokussiere ich mich auf die Wiederbelebung meines Büros.

Eine meiner aktuellen Aktivitäten: eine Workshop-Serie im Rahmen der Raumkonferenz des Konglomerat e.V., hier in Dresden. Am 17., 19. und 20. Juni gibt es jeweils einen Workshop, der die TeilnehmerInnen befähigen soll, Stadtratsanträge zu schreiben. Die Herangehensweise basiert auf meinem Kurzvortrag "hacking politics", der nicht ganz ernstgemeint, aber dennoch wirksam eine Anleitung zum Politik machen darstellt.

Im Workshop werden zwei Arbeitsmaterialien verwendet. Diese Arbeitsmaterialien sind auch abseits des Workshops nutzbar:

  • ein Arbeitsblatt "Stadtratsantrag", welches als Leitfaden fungiert. Wer mit diesem Arbeitsblatt arbeitet wird mit den zentralen Fragen konfrontiert, denen man sich bei der Erarbeitung eines Stadtratsantrags stellen muss. Das Arbeitsblatt steht unter CC-Lizenz, darf also nichtkommerziell unter Namensnennung weiterverwendet werden.
  • eine simple Dokumentenvorlage "Stadtratsantrag", die man nutzen kann, um den eigentlichen Antragstext zu formulieren. Die Vorlage ist dem Schema nachempfunden, nach denen im Dresdner Stadtrat Anträge eingereicht werden. Der Aufbau dieses Dokuments dürfte jedoch auch in den Räten anderer Kommunen funktionieren.

Die Vortragsfolien "hacking politics" gibt es nur mit mir.

Wirtschaftsförderung 4.0: Tagung in Darmstadt

Am 19. März 2018 findet im Schader-Forum in Darmstadt eine Tagung zur Wirtschaftsförderung 4.0 statt. Sie thematisiert neue kooperative Wirtschaftsformen und welche Rolle diese in künftigen Wirtschaftsförderung-Strategien spielen können.

Das WF4.0-Konzept sorgt dafür, dass eine Lasagne in Zukunft so weit als möglich in der Region hergestellt werden kann.

Ich bin eingeladen, die Rolle von Regiogeld in solch einem Zusammenhang vorzustellen. Neben dem Projektleiter Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal-Institut sind Impulse zu erwarten von der ehemaligen Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries, Prof. Gisela Kubon-Gilke der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Michael Kolmer von der Stadtverwaltung Darmstadt sowie Prof. Uwe Schneidewind vom Wuppertal-Institut.

Informationen & Programm

Wie bitte geht’s zur Zukunftsstadt?

Am 11. September fand im Socitätstheater in Dresden der erste lokale TED-Talk TEDxDresden statt. Mein Beitrag über das Zukunftsstadt-Projekt ist jetzt auf Video verfügbar:

Dresden wird auch in der zweiten Zukunftsstadt-Phase dabei sein: als größte der 20 Teilnehmerstädte. Ich darf das Projekt in den nächsten 1,5 Jahren leiten und bin dabei Teil der Strategie-Abteilung der Landeshauptstadt Dresden.

Die Magie der Zukunftsbilder

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.

 

Die ersten zwei Sätze dieses 5-Satz-Gedichts verweisen auf ein interessantes Phänomen: Menschliche Gedanken können über den Umweg der Worte zu Handlungen werden. Worte sind Brücken von der Gedanken- in die Handlungswelt.

Im Rahmen von Zukunftsstadt I war es die Aufgabe, Bürger dazu zu bringen, Visionen zu entwickeln, wie Dresden als nachhaltige Zukunftsstadt funktioniert. Wir haben dazu folgendes Workshop-Format entwickelt:

  • wir luden gemeinsam mit gastgebenden und mitveranstaltenden Organisationen (Vereinen, Initiativen, Ämter, Unternehmen) zu etwa 3stündigen Veranstaltungen ein. Jeder informierte und aktivierte seine Netze, so dass in den größten Veranstaltungen bis zu 60 Bürger saßen (z.B. zum Workshop "Bauen & Wohnen in der Zukunftsstadt" in der Johannstadthalle in Dresden Johannstadt)
  • Die Anwesenden wurden mit einer 5-Minuten-Methode in Kontakt gebracht: Jeder soll sich jemanden suchen, den er/sie noch nicht kennt und diskutieren: Wer bist du? Was erwartest du vom heutigen Abend? Hast du schon Visionen für Dresden?
  • Es folgten manchmal inspirierende Inputs (Kurzvorträge), sowie eine Erläuterung des Abendablaufs.
  • Dann wurden angelehnt an OpenSpace/BarCamp aufgerufen, Themen zu benennen, die man visionieren wolle. Wie in diesen Phasen üblich, kommt die Inspiration der Teilnehmer, wenn sie anderen bei ihren Gedanken zuhören. Themen wurden schriftlich und sichtbar gesammelt und dezent geclustert sowie aussortiert, wenn sich beim Abschluss für manche Themen keine Gruppe fand. Jeder wählte die Gruppe, zu der er/sie gehen wollte und es wurden noch die OpenSpace-Rollen Biene und Schmetterling erläutert.
  • Wichtig für die Visionierung war unser "Visionsblatt": Ein A1-Papier im Querformat, welches auf der einen Seite strukturiertes textliches Arbeiten erlaubt und auf der anderen Seite Platz zum Zeichnen bot. Die Struktur-Seite fragte beispielsweise den Namen der Vision, wichtige ihrer Eigenschaften, Vorbilder, mögliche erste Schritte und umsetzungsorientierte Akteure ab. Die Teilnehmer wurden explizit darum gebeten, die Zeichen-Seite des Visionsblattes zu benutzen, um ihre Vision bildlich darzustellen.
  • Die eigentliche Arbeitsphase dauerte meist 1,5 Stunden und am Ende war es oft die Aufgabe des Moderators, die Gruppen intensiv anzuregen, die Zeichenseite des Visionsblattes im bildhafter Darstellung zu füllen. In über 95% der Gruppen gelang es letztlich, zu bildhaften Darstellungen zu kommen! Ein großer Teil der Gruppen (vielleicht 30%) zeichnete sein Bild tatsächlich in den letzten 10-15 Minuten.
  • Die Ergebnisse wurden dann wieder in großer Runde ausgestellt und je nach Zeitrahmen diskutiert.

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„Negativzinsen“: Eine Erklärung

Als ich das erste Mal über die Idee stolperte, es sollte Geld kosten, wenn man Geld hat, fand ich die Idee auch gewöhnungsbedürftig. Das war 2001. Inzwischen ist es in der Euro-Zone und in Japan Standard: Banken kostet es Geld, wenn sie Geld halten. Wenn eine Geschäftsbank (Sparkasse, Deutsche Bank, Volksbank ...) Geld über Nacht bei der EZB "parken" will, muss sie Kosten in Höhe von 0,4% p.a. der Einlagesumme tragen. Die EZB hat verschiedene Zinssätze, dieser Zins auf Übernacht-Einlagen heißt "Einlagefazilität".

Hört man in den deutschsprachigen Blätterwald wird darüber eigentlich nur gemeckert. Negativzinsen machen die Altersvorsorge kaputt, enteignen die Sparer und überhaupt. Interessant ist, wer da meistens meckert oder als Meckerer zitiert wird: Banker und Wirtschaftsprofessoren. Interessanterweise sind es genau diese beiden Berufsgruppen, die in den vergangenen 10 Jahren am wenigsten zur Lösung der Finanzsystemkrise beigetragen haben. Die Banker haben sich vom Staat aushelfen lassen, indem Milliarden an Steuergeldern und Bürgschaften an sie geflossen sind. Und die meisten Wirtschaftsprofessoren wurden allein von der Tatsache, dass der Zinssatz unter Null sinken kann, quasi überrascht. Es war un-denk-bar in den Kreisen der neoklassisch dominierten Finanz- und Volkswirtschaft. Zinsen unter Null sind für viele Wirtschaftswissenschaftler ein geistiger Affront. Die meisten Wirtschaftswissenschaftler nehmen die Tatsache zwar zur Kenntnis, aber eher so wie die Dursleys zur Kenntnis nehmen, dass in Harry Potters Welt Zaubern wirklich passiert: Sie wollen es nicht akzeptieren, weil es einfach nicht in ihr Weltbild passt. (mehr …)

Zukunftsstadt Dresden – Ein Rückblick

Wie wichtig Zukunftsvisionen sind war mir spätestens seit dem Kontakt mit der Idee der "Transition Towns" bewusst geworden. Katastrophenszenarien, die unsere Zivilisation bedrohen (Peak Oil, Black Out, Finanzkrise, Cyberkrieg, Artensterben, Klimawandel), sind die eine Seite der Medaille. Sie zeigen auf, dass unsere Art zu leben und zu wirtschaften nicht nachhaltig ist. Doch viele Menschen entziehen sich diesen Szenarien: Einerseits, weil sie sich als Individuum zu machtlos gegenüber diesen übergroßen Entwicklungen fühlen, andererseits weil die Beschäftigung mit diesen Themen den Geist verdunkeln kann. Um Depressionen zu vermeiden verdrängt mensch die modernen Bedrohungen gern.

Transition Towns: lokal, resilient, visionär

Die Philosophie der "Transition Towns" stellt diese Krisenszenarien zwar ebenfalls als Schubkraft in den Raum, bietet aber drei zusätzliche Perspektiven:

  1. Aktionsradius Kommune: Es wird empfohlen, sich auf das Naheliegende zu konzentrieren: Die eigene Kommune. Diese ist nah genug, damit auch der Einzelne sie beeinflussen kann und so das Gefühl von Machtlosigkeit verringert. Die eigene Kommune zu verwandeln erscheint machbarer als die ganze Welt zu verändern. Zugleich wird die Nutzen-Fragen für das Individuum klarer: Offensichtlich wird Sinn und Zweck des eigenen Handelns deutlicher, wenn es sich auf "das eigene Nest" bezieht, statt auf eine abstrakte "Welt".
  2. Resilienz: Statt die Probleme der Welt "zu lösen", empfiehlt der "Transition Town"-Ansatz, die Probleme zu akzeptieren und stattdessen zu fragen: Wie mache ich die wichtigen Systeme in meinem direkten Einflussbereich widerstandsfähiger gegenüber den befürchteten Krisenszenarien? Die Idee der Widerstandsfähigkeit, modern als "Resilienz" bezeichnet, entstammt der Psychologie, wird aber zunehmend auf andere Systeme angewendet. Eine "Transition Town" wird von ihren Bewohnern also dahingehend entwickelt, widerstandsfähiger zu werden. Die Illusion, gegen alle Gefahren gewappnet zu sein, wird zugunsten der Fähigkeit aufgegeben, mit eintretenden Risiken umzugehen.
  3. Zukunftsvisionen: Wenn Krisenszenarien Schubkraft entfalten, die den Menschen und seine Kommune aus dem Risikobereich hinausdrängen (push), so entfalten attraktive Zukunftsvisionen Sogkraft, die Mensch und Kommune in eine gewünschte Richtung ziehen (pull). Zukunftsvisionen untereinander zu verhandeln bedeutet, sich über Ziele und Richtungen zu verständigen, in die man das kommunale Schiff lenken will.

Diese Überlegungen begegneten mir bereits vor 2010, als die erste Transition-Konferenz in Hannover stattfand. Damals traf ich in Hannover zwei Dresdner, die ebenfalls von Transition-Ideen angetan waren. Diese Begegnung wurde zur Keimzelle von Transition-inspirierten Aktivitäten in Dresden. (siehe auch: transition ist kein Substantiv, www.dresden-im-wandel.de)

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Megatrend #16: Resilienz und Risikomanagement

Der Begriff der „Resilienz“ kommt aus der Psychologie und beschreibt die Widerstandsfähigkeit von Menschen gegenüber Lebenskrisen. Dieses Konzept wird zunehmend auf andere Bereiche angewendet, beispielsweise in Form der „Klimaresilienz“ auf Städte und Gemeinden.

Immer mehr Unternehmen, Organisationen und Städte und Gemeinden arbeiten mit dem Ansatz als eine Art „defensive Entwicklungsstrategie“. Sie reagieren damit darauf, dass immer mehr zivilisatorische Systeme Anfälligkeiten zeigen, während zuletzt oft die Abhängigkeit von solchen Systemen anstieg.

Zunehmende Risiken

Beispielhaft ist das Stromversorgungssystem zu nennen. Ohne Elektrizität funktionieren nicht nur (Mobil-)Telefone und Fernseher nicht, sondern meist auch Fahrstühle, Heizungen oder die Wasserversorgung. Auch bargeldlose Zahlungen, Kühlung und PCs kommen bei einem Stromausfall zum Erliegen. Zugleich wird durch die zunehmende Einspeisung aus schwankenden erneuerbaren Energiequellen die Steuerung des Stromnetzes schwieriger. Waren im fossilen Energieversorgungssystem ganz selten stabilisierende Eingriffe der Netzbetreiber notwendig, so wird heute mehrmals am Tag händisch eingegriffen, um Über- und Unterversorgung zu vermeiden. Da die Stromversorgung Grundlage von IT- und Kommunikations-Infrastruktur ist, geht ein BlackOut einher mit Einschränkungen in der Kommunikationsfähigkeit einer Gesellschaft, so dass auch andere wichtige Sub-Systeme der Zivilisation betroffen wären.

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Der VW-Skandal und regionale Resilienz

Zur Erinnerung: Der Autohersteller VW mit Sitz in Wolfsburg hat die Elektronik seiner Motoren so programmiert, dass das Fahrzeug weniger Schadstoffe ausstößt, wenn es von Prüfern geprüft wird, während das Fahrzeug im Alltag mehr Schadstoffe ausstößt und mehr Energie schluckt, als in Prüfsituationen.

Der VW-Skandal hat vielfältig mit meiner Arbeitsweise zu tun:

  • da ist ein Maschinenbauer (Autos sind Maschinen), dessen Produkte Energie, insbesondere Mineralöl brauchen und damit zum Kern-Baustein des Peak-Oil-Risikokomplex in unserer Gesellschaft gehört
  • da ist eine Firma, die IT-Technologie dazu einsetzt, ihre Produkte so zu optimieren, dass sie rechtlichen Rahmenbedingungen genügen, aber Umweltgesichtspunkte nicht nur ignorieren, sondern Umwelt bewusst zusätzlich schädigen - zugunsten des Absatzes der hergestellten Produkte
  • da ist die Stadt Wolfsburg, das Land Niedersachsen und viele andere Akteure rund um eine extrem große Firma, die von Wohl und Wehe dieser Firma extrem abhängig sind

Und nun führt die technische Innovation programmierbarer Motoren dazu, dass VW Betrug vorgeworfen wird. Die Firma muss Geld in die Hand nehmen, um den Betrug bei den bereits verkauften Autos rückgängig zu machen, muss voraussichtlich Schadenersatz zahlen und hat wegen des drohenden Image-Schadens mit Absatzrückgängen zu rechnen. All das führt die Firma in Verluste und eine unsichere Zukunft.

Es mehren sich die Anzeichen, dass das VW-Problem breite Kreise ziehen wird. Da ist einerseits die Stadt Wolfsburg, in der ein großer Teil der Bevölkerung direkt oder indirekt für VW arbeitet und die einen bedeutsamen Teil ihrer Steuereinnahmen aus VW-Erlösen bezieht. Muss VW Leute entlassen oder kann nicht mehr ausreichend Steuern zahlen, wird das die Stadt in große Probleme bringen. Wolfsburg ist aufgrund der hohen Abhängigkeit von einem einzelnen, extrem großen Unternehmen verletzlich; nur wenige wollten diese Verletzlichkeit in den vergangenen Jahren wahrhaben. Eine Haushaltssperre und einen Einstellungsstop hat der Bürgermeister bereits angeordnet.

Doch auch andere Akteure sind betroffen. So berichtet Felix Leitner in seinem Blog von einer Fachhochschule in Niedersachen, die ein Drittel ihrer Drittmittel von VW bezieht und nun erste Projekte wegbrechen. Die hohe Abhängigkeit von diesem einzelnen Unternehmen könnte offenbar dazu führen, dass ganze Fakultäten wegbrechen könnten.

All dies könnte erst der Anfang sein. Der VW-Skandal zeigt, wie verletzlich ganze Kommunen werden können, wenn sie sie zu stark von wenigen großen Unternehmen abhängig machen oder so sehr auf einzelne Branchen setzen, statt auf Vielfalt. Resilienz, also Widerstandsfähigkeit gegenüber Krisen, ist inzwischen sogar Thema der UN-Nachhaltigkeitsziele. Viele Kommunen wären gut beraten, sich die eigene Situation kritisch anzuschauen und ihre Verletzlichkeiten zu prüfen. Für die Autobauerstadt Wolfsburg könnte ein einzelnes Stück Software zur Detroit-Falle werden.