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Die Magie der Zukunftsbilder

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.

 

Die ersten zwei Sätze dieses 5-Satz-Gedichts verweisen auf ein interessantes Phänomen: Menschliche Gedanken können über den Umweg der Worte zu Handlungen werden. Worte sind Brücken von der Gedanken- in die Handlungswelt.

Im Rahmen von Zukunftsstadt I war es die Aufgabe, Bürger dazu zu bringen, Visionen zu entwickeln, wie Dresden als nachhaltige Zukunftsstadt funktioniert. Wir haben dazu folgendes Workshop-Format entwickelt:

  • wir luden gemeinsam mit gastgebenden und mitveranstaltenden Organisationen (Vereinen, Initiativen, Ämter, Unternehmen) zu etwa 3stündigen Veranstaltungen ein. Jeder informierte und aktivierte seine Netze, so dass in den größten Veranstaltungen bis zu 60 Bürger saßen (z.B. zum Workshop "Bauen & Wohnen in der Zukunftsstadt" in der Johannstadthalle in Dresden Johannstadt)
  • Die Anwesenden wurden mit einer 5-Minuten-Methode in Kontakt gebracht: Jeder soll sich jemanden suchen, den er/sie noch nicht kennt und diskutieren: Wer bist du? Was erwartest du vom heutigen Abend? Hast du schon Visionen für Dresden?
  • Es folgten manchmal inspirierende Inputs (Kurzvorträge), sowie eine Erläuterung des Abendablaufs.
  • Dann wurden angelehnt an OpenSpace/BarCamp aufgerufen, Themen zu benennen, die man visionieren wolle. Wie in diesen Phasen üblich, kommt die Inspiration der Teilnehmer, wenn sie anderen bei ihren Gedanken zuhören. Themen wurden schriftlich und sichtbar gesammelt und dezent geclustert sowie aussortiert, wenn sich beim Abschluss für manche Themen keine Gruppe fand. Jeder wählte die Gruppe, zu der er/sie gehen wollte und es wurden noch die OpenSpace-Rollen Biene und Schmetterling erläutert.
  • Wichtig für die Visionierung war unser "Visionsblatt": Ein A1-Papier im Querformat, welches auf der einen Seite strukturiertes textliches Arbeiten erlaubt und auf der anderen Seite Platz zum Zeichnen bot. Die Struktur-Seite fragte beispielsweise den Namen der Vision, wichtige ihrer Eigenschaften, Vorbilder, mögliche erste Schritte und umsetzungsorientierte Akteure ab. Die Teilnehmer wurden explizit darum gebeten, die Zeichen-Seite des Visionsblattes zu benutzen, um ihre Vision bildlich darzustellen.
  • Die eigentliche Arbeitsphase dauerte meist 1,5 Stunden und am Ende war es oft die Aufgabe des Moderators, die Gruppen intensiv anzuregen, die Zeichenseite des Visionsblattes im bildhafter Darstellung zu füllen. In über 95% der Gruppen gelang es letztlich, zu bildhaften Darstellungen zu kommen! Ein großer Teil der Gruppen (vielleicht 30%) zeichnete sein Bild tatsächlich in den letzten 10-15 Minuten.
  • Die Ergebnisse wurden dann wieder in großer Runde ausgestellt und je nach Zeitrahmen diskutiert.

Das interessante an diesem Format, das vor allem durch die Kombination aus OpenSpace und Visionsblatt geprägt ist, ist vielerlei:

  • es gelingt mit der Methode, interessierte Bürger miteinander ins Gespräch zu bringen über die Zukunft der eigenen Stadt/Gemeinde. Rückmeldungen zeigen: Oft sind daraus sowohl berufliche wie auch private Kontakte entstanden, obwohl dies gar nicht beabsichtigt war.
  • es wird zukunftsorientiert diskutiert, es gab bei keinem der Workshops "Gemecker" ("Alles ist so schlecht...") oder den Ablauf torpedierende Störer.
  • die Kleingruppen produzieren etwas.
  • die Kleingruppen produzieren etwas Gemeinsames.
  • die Kleingruppen produzieren nicht nur Text, sondern sind angehalten, Bilder zu produzieren. Diese Bilderproduktion ist ein interessantes Arbeitsergebnis, immerhin muss dabei der Inhalt der Diskussion innerhalb der Gruppe in ein Bild gegossen werden. Das ist ein hochkreativer Akt, der die Gruppe zwingt, Worte, mit denen sie sich untereinander verständigt haben, in eine andere Form zu übertragen: in eine Visualisierung.
  • durch die Arbeit in Gruppen ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass jemand dabei ist, der "gut malen" kann. Auch Teilnehmer, die glauben, nicht zeichnen zu können, können durch diesen Dokumentator ihre Gedanken visuell darstellen lassen. Durch den Akt der Arbeitsteilung wird die Bildproduktion als Gemeinschaftsprozess erlebt.
  • die Visualisierung einer Zukunftsvision kann als Brücke in die Realität angesehen werden: Sich auf ein Zukunftsbild in der Gruppe zu einigen und dieses in einem Bild zu manifestieren, ist eine Art erster Schritt auf dem Weg zur Realisierung. Die Gruppenmitglieder haben sich auf ein erstes Zielbild geeinigt.
  • Bilder haben die Eigenschaft, sich intensiver im Kopf festzusetzen als Worte ("Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte").

Ca. 70 Visionsbilder sind mit dieser Methodik entstanden. Sie waren Inspirationsgrundlage für das Zukunftsstadtteam und mich als Projektleiter, um daraus ein Gesamtbild zu weben. Die 5-Ebenen-Struktur des Zukunftsbildes hat sich aus der Frage ergeben, wie man die Vielzahl von Themen und Bildern zusammenbindet. Durch die Gliederung der Stadt vom Individuum zur Globalen Einbettung ist eine nützliche Struktur entstanden, in der jedes Zukunftsbild aus den Workshops Anknüpfung findet. Das Zukunftsbild ist daher nie ohne die Visionsblätter zu denken, sondern es stellt eine Art "Essenz" dar, die allerdings von wenigen Menschen erarbeitet wurde.

In Phase II des Zukunftsstadt-Prozesses ist es das Ziel, Pläne zu erarbeiten. Das große Zukunftsbild und jedes einzelne der 70 Visionsblätter vor Augen werden wir auf die Frage zuarbeiten: Wie kommen wir vom Heute zur Zukunftsstadt? Wer muss wann was tun? Das Workshopformat, mit dem wir in 8 verschiedenen Themensträngen mit heterogenen Planungsgruppen auf Pläne zuarbeiten, gilt es noch zu entwickeln. Ich bin sicher, uns wird da was gelingen.

Übersetzt man die obige Lyrik in den Zukunftsstadt-Prozess, wie wir ihn durchgeführt haben, kommt man zur Feststellung:

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Bilder.
Achte auf Deine Bilder, denn sie werden Handlungen.

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