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VideoVortrag: Was bedeutet Peak Oil?

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Anmerkungen und Unterstützer

Peak Oil wird unsere Art zu Wirtschaften und zu leben massiv verändern. Der Vortrag umreisst die Zusammenhänge, ohne Vorschläge für Lösungsansätze aufzuzeigen. Lösungsansätze werden in den am Ende des Vortrags genannten Initiativen diskutiert, die vor allem auf lokaler Ebene agieren und die diesen Vortrag unterstützen:

Weitergehende Informationen finden sich auf dem Energiewende-Blog sowie auf dem Regionalentwicklung.de-Projekt Peak-Oil.com. Im deutschsprachigen Raum ist zudem das Peak-Oil-Forum ein wichtiger Anlaufpunkt.

Dank auch an Thomas Klemm und Sonorous für Unterstützung.

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Bei über 140 Dollar lag der Preis für ein Fass Erdöl im Sommer 2008. Hält man sich an die Theorie des "Peak Oil" wird dieser Höchststand nicht der letzte gewesen sein. Öl wird teurer. Doch was ist "Peak Oil"? Und was bedeuten steigende Ölpreise für unsere Wirtschaft und damit für unser Leben?

Erdöl ist ein endlicher Stoff. Irgendwann ist der kostbare Rohstoff aufgebraucht. Das weiß man nicht erst seit Erscheinen des Buchs "Die Grenzen des Wachstums" von Dennis Meadows in den 1970ern. Naiverweise gehen die meisten Menschen davon aus, wir verbrauchen Öl über eine gewisse Zeit und dann ist eben Schluss. Ende.

Doch die Realität ist komplexer. Erdöl wird in vielen Regionen des Planeten gefördert und in vielen Ecken des Planeten verbraucht. Die Fördermenge jedes Landes ist unterschiedlich hoch, weil auch die Fördermenge jedes einzelnen Ölfeldes unterschiedlich hoch ist. Aus manchen Ölfeldern läßt sich Öl mit hoher Geschwindigkeit fördern, aus manchen fließt es eher als Rinnsal. Der Grund, warum wir uns viel eher als erst mit dem letzten geförderten Öl-Tropfen mit der Problematik auseinandersetzen müssen liegt darin, daß Ölfelder umso zäher ihren Rohstoff hergeben, je mehr Öl bereits aus ihnen gefördert wurde. Anfangs sprudeln manche Quellen geradezu, je länger der Förderprozess aber andauert, umso schwieriger wird es, die Fördergeschwindigkeit beizubehalten. Jedes Ölfeld hat deshalb einen Förder-Höhepunkt, einen "Peak". Nach diesem Höhepunkt sinkt die Geschwindigkeit, mit der sich das Öl fördern läßt. Je mehr der Ölreserven abgepumpt sind, umso langsamer wird der fortschreitende Förderprozess.

Was für ein Ölfeld gilt, gilt für die Summe aller Ölfelder des Planeten. Aus dem Peak jedes einzelnen Feldes ergibt sich somit der Peak der globalen Erdölförderung: Peak Oil.
Peak Oil ist also der Moment, an dem sich die globale Fördergeschwindigkeit von Erdöl nicht mehr steigern läßt. Doch welche Konsequenzen hat das?

Peak Oil

Die Grafik zeigt bis zum Jahr 2004 reale Daten, ab 2004 setzt das Szenario der ASPO ein, der Organisation zur Erforschung von Peak Oil. Die ASPO hat Peak Oil also irgendwo zwischen 2004 und 2010 datiert, andere sehen den globalen Förderhöhepunkt zwischen 2020 und 2030. Doch der genaue Zeitpunkt ist eher zweitrangig, wichtig ist es, die Auswirkungen dieser Situation zu verstehen.

Die globale Ölfördermenge wird nahezu sofort verbraucht. Zwar gibt es umfangreiche Öllager, die als Reserven dienen, aber der Hunger der Welt nach Öl ist enorm. Allein Deutschland verbraucht 2,4 Millionen Barrel Öl pro Tag, das sind 380 Millionen Liter Erdöl täglich, mehr als 4 Liter pro Kopf und Tag. Würde man diese Menge in Eisenbahncontainer zu 35.000 Litern füllen, würde ein 11.000 Waggons langer Zug entstehen, 132 Kilometer lang, was etwa der Strecke zwischen Magdeburg und Berlin entspricht. Der jährliche Ölverbrauch der Deutschen ist natürlich 365mal so hoch. Der globale Verbrauch liegt derzeit bei über 80 Millionen Barrel pro Tag. Zum Vergleich: Die größten Öltanker fassen gerade mal zwischen 2 und 3 Millionen Barrel. Das Problem unseres Durstes wird sich zeigen, wenn wir uns vor Augen führen, daß sich die Fördermenge irgendwann nicht mehr steigern läßt. Doch die Nachfrage steigt auch in den letzten Jahren immer weiter an, erst recht seit der westliche Lebensstil zum Exportschlager geworden ist und die bevölkerungsreichen Länder der Erde unseren Lebensstil kopieren. Eine weiterhin ansteigende Nachfrage trifft nach Peak Oil auf eine sinkende Angebotsmenge. Jedes Wirtschaftslehrbuch weiß, daß dies zu steigenden Preisen führt, wie wir sie, zusammen mit nervösen Auf- und Ab-Bewegungen, in den letzten Jahren sehen. Doch steigende Preise sind eher ein Vorbote, ein eher oberflächlich sichtbares Symptom. Denn wie hoch die Preise auch immer steigen, bei einer Verknappung der Fördermenge ist einfach nicht mehr Öl da, welches sich kaufen ließe. So hoch die Nachfrage auch steigt, sie kann mangels vorhandenen Öls nicht erfüllt werden, was bedeutet: Die Welt wird mit weniger Öl auskommen müssen.

Problematisch ist das vor allem, da Öl als Grundstoff in allen wirtschaftlichen Aktivitäten steckt. Öl ist der Treibstoff unseres Verkehrssystems. Egal ob der PKW-Verkehr zur Arbeit, in den Supermarkt oder in den Urlaub, egal ob der LKW-Verkehr, der die Supermärkte der Städte mit Lebensmitteln und Waren bestückt, egal ob geschäftliche oder private Flugreisen - jeglicher ölgetriebener Verkehr ist betroffen. Die Ölkrise Anfang der 1970er läßt erahnen, was das bedeutet. Stichwort: Autofreier Sonntag. Doch auch andere Bereiche benötigen Öl. 31% aller deutschen Haushalte heizen auf Erdöl-Basis. Die Landwirtschaft benötigt Öl nicht nur für ihre Maschinen, sondern es steckt auch als Grundstoff in Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Die chemische Industrie setzt auf Öl, Kunststoffe wie Plastik wären ohne Öl ebenso undenkbar wie verschiedene Medikamente, Farben, Kosmetik oder Strom für moderne Technik: Denn nicht nur die Isolierungen der meisten Elektrokabel ist aus PVC, einem Öl-Produkt.

Öl ist also intensivst verwoben mit allen Aspekten unseres Wirtschaftslebens. Ja man könnte sogar sagen: Ohne Öl läßt sich diese Form des Wirtschaftens, wie wir sie heute betreiben, gar nicht aufrecht erhalten. Aber werden nicht ständig neue Ölfelder entdeckt? Ja. Im September 2009 war auf SPIEGEL ONLINE in großer Überschrift zu lesen: "Konzerne entdecken riesiges Ölfeld vor afrikanischer Küste". 2 Milliarden Barrel. Hört sich wirklich super an. Aber wie lange reichen 2 Milliarden Barrel eigentlich bei einem globalen Tagesverbrauch von 80 Millionen Barrel? Diese naive Frage hat der SPIEGEL im Artikel leider nicht gestellt. 2 Milliarden Barrel geteilt durch 80 Millionen Barrel pro Tag macht: 25 Tage. Es dauert wenigstens einige Monate, um aus einem gefundenen Ölfeld auch wirklich zu fördern und dann verlängert das hier gefeierte Ölfeld das Ölzeitalter also um grade mal 25 Tage. Über die Geschwindigkeit, mit der Öl aus diesem Feld zu fördern sein wird und die maßgeblich dafür ist, wie schnell wir es dann auch tatsächlich verbrauchen können, über diese Fördergeschwindigkeit können wir nur Vermutungen anstellen - der Artikel sagt dazu nichts.

Betrachtet man die ölbasierte Wirtschaftsweise in einem anderen zeitlichen Blickwinkel, so wird deutlich, wie kurz diese Phase in der Menschheitsgeschichte rückblickend gewesen sein wird. Selbst wenn wir also noch einige Jahrzehnte Öl verfügbar haben, so wird sich die Petroleum-Ära im historischen Kontext als eine sehr kurze Episode darstellen. Möglicherweise eine Episode, die jedoch sehr langfristige Nachwirkungen hat, wenn wir bedenken, daß unsere Spezies innerhalb von zwei Jahrhunderten jene enormen Mengen an Kohlenstoff aus dem Erdmantel freigesetzt hat, die zuvor jahrtausendelang darin gebunden waren. Künftig werden wir uns also nicht nur mit der Frage befassen müssen, wie wir Wirtschaft ohne Öl betreiben wollen, sondern auch, wie wir mit den Auswirkungen einer fast doppelt so hohen Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre umgehen wollen. Beide Aspekte stellen enorme Herausforderungen an uns und erneut die Frage: Wie wollen wir künftig wirtschaften?

Auf "Peak Oil" folgt Peak Uran und Peak Coal - auch Uran und Kohle halten nicht ewig, auch diese beiden Rohstoffe sind endlich und wir können unsere Wirtschaftsweise nicht dauerhaft auf ihnen aufbauen. Auch macht es wenig Sinn zu warten, daß "höhere Mächte" oder die Regierungen der Welt sich des Themas annehmen. Vielmehr sollte jeder Mensch sich fragen, was er persönlich zu dieser Problematik beizutragen hat. Heute in der Form, daß wir einander aufklären, morgen in der Form, daß wir gemeinsam zu neuen Produktions-, Konsum- und Wirtschaftsgewohnheiten finden müssen...

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