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Regionales Wirtschaften mit Regionalwährungen kontra "Peak Oil"

In "Peak Oil: Steigende Preise, sinkende Förderung" hat Craig Morris bei Telepolis dargelegt, wie die Situation um die globale Ölversorgung bestellt ist. Das schwarze Gold wird knapp, steigende Preise sind erst der Anfang. Einen Ausweg aus der Situation könnte eine regional orientierte Wirtschaftsweise bieten, die die Abhängigkeit vom Mineralöl verringert.

Was ist Peak Oil?

Als "Peak Oil" wird die Situation bezeichnet, in der die globale Förderung von Mineralöl nicht mehr mit dem globalen Mineralölverbrauch Schritt hält. Zwar reichen die Ölvorkommen noch ein Weilchen, aber es wird immer schwieriger, die Fördergeschwindigkeit aufrecht zu erhalten, die nötig ist, um den Bedarf zu decken. Der Punkt, an dem der Bedarf über den lieferbaren Kapazitäten liegt, wird als "Peak Oil" in die Geschichte der Menschheit eingehen.

Welche Auswirkungen hat "Peak Oil"?`

Grundsätzlich gilt: Je knapper ein Gut (bezogen auf seine Nachfrage) ist, umso höher ist sein Preis. Da Mineralöl der Treibstoff aller Industrienationen ist und diese weiterhin auf Wachstumskurs sind, nimmt der Bedarf nach dem flüssigen Energiespeicher "Erdöl" weiter zu. Die derzeitige Preisentwicklung an den Tankstellen war bei Kenntnis der Situation sehr leicht vorhersagbar (Siehe dazu C.J. Campell in einem Vortrag an der TU Clausthal im Jahr 2000). Die steigenden Preise werden künftig dadurch begleitet werden, dass Mineralöl schlicht nicht mehr verfügbar ist.

Für die industrialisierten Länder der Welt ist dies eine gefährliche Situation. Ihre Wirtschaften sind umfassend abhängig von dem schwarzen Gold. Ohne Öl kommen die wenigsten Arbeitnehmer morgens auf ihre Arbeit; ohne Öl ist die Düngerherstellung der herkömmlichen Landwirtschaft gefährdet; ohne Öl fehlt der Chemieindustrie ein wichtiger Grundstoff; ohne Öl fallen hunderttausende Öl-Heizungen aus; ohne Öl findet kein LKW den Weg in die Supermärkte der großen Städte. Ohne Öl ist die Versorgung der Bevölkerung ohne Anpassung unserer heutigen Wirtschaftsweise nicht gewährleistet.

Was kann der bedrohlichen Entwicklung entgegengesetzt werden?

Abriß: Was sind Regionalwährungen?

Regionalwährungen sind ein relativ neues wirtschaftspolitisches Werkzeug. Sie werden in Mitteleuropa derzeit als Zweitwährungen neben dem Euro als Zahlungsmittel eingesetzt (Telepolis: Regionales Geld für ein Europa der Regionen). Immer mehr Menschen interessieren sich in Zeiten allgemeiner Geldknappheit und Massenarbeitslosigkeit für die aufkommenden Initiativen. Regionalwährungen gelten nur in den Regionen, für die sie konzipiert ist und ergänzen den Euro um ein regionales Zahlungsmittel. Sie heißen "Chiemgauer", "Berliner", "Lausitzer" oder "Urstromtaler" (für Sachsen-Anhalt).

Die in dieser Währung gebundene Kaufkraft kann - im Gegensatz zur Euro-Kaufkraft - nicht aus der Region abfließen, da das Zahlungsmittel andernorts nicht akzeptiert wird. Diese regionale Kaufkraftbindung fördert in erster Linie den regionalen Mittelstand, da um regionale Währungen kein globaler, sondern nur ein regionaler Wettbewerb geführt wird. Für Großunternehmen sind diese Märkte wenig interessant. Regionalwährungen vermitteln regional erbringbare Leistungen und fördern regionale Wirtschaftskreisläufe.

Welchen Sinn machen Regionalwährungen beim "Peak Oil"-Problem?

Regionalwährungen formen neben dem Euro-Markt regionale Märkte. Die durch den Einsatz einer Regionalwährung erzielten Umsätze werden wieder in derselben Region ausgegeben, da sie anderswo keine Akzeptanz finden. Die Regiogeld-Benutzer suchen deshalb nach Anbietern und Zulieferern in ihrer eigenen Region, woraufhin sich regionale Kreisläufe bilden. Dadurch tendieren Regionen mit Regionalwährung in Richtung Selbstversorgung, ohne auf die weltweite Arbeitsteilung verzichten zu müssen, für die weiterhin der Euro genutzt wird.

Eine regionale Selbstversorgung verkürzt die Arbeits- und Transportwege. Kürzere Transporte schonen nicht nur die Umwelt, sondern wirken zugleich den "Peak Oil"-Auswirkungen entgegen: Wo weniger transportiert werden muß, wird auch weniger Mineralöl benötigt. Regionen, die sich selbst versorgen sind zudem unabhängiger gegenüber globalen Ereignissen und Entwicklungen - und eben unabhängiger gegenüber dem "Peak Oil"-Problem.

Ergänzende Enwicklungsmöglichkeiten: "Regionale Ölförderung"

Initiativen wie regoel versuchen, die "regionale Ölwirtschaft" anzuregen. Die Idee ist, einen Teil des Mineralölbedarfs durch den Anbau von Ölsaat wie Sonnenblumen, Raps oder Hanf zu ersetzen. Die ölhaltigen Samen der Pflanzen ermöglichen "regional gefördertes Öl", wenngleich dies nicht in den Mengen möglich ist, um den aktuellen Öl-Durst der kapitalistischen Wirtschaftsweise zu stillen. Die wirtschaftlichen Strukturen, die nötig sind, um das Potentials der "regionalen Ölförderung" zu heben, sind derzeit noch in der Aufbauphase.

"Ölförderung" durch Anbau von Pflanzen ist CO2-neutral. Was bei der Verbrennung des angefallenen Öls als Kohlendioxid in die Luft geblasen wird, wurde zuvor von der Pflanze beim Wachsen gebunden.

Ein regionaler Anbau von Öl-Saaten ergänzt das Konzept einer regionalen Wirtschaftsweise: Die Landwirtschaft könnte sich als Industrie-Zulieferer ein weiteres Standbein aufbauen, zumal eine Pflanze wie Hanf nicht nur als Öl-Lieferant sondern zugleich für die Medizin als auch für Papier- und Textilhersteller interessant ist. Die gesamte Wertschöpfungskette - von der Produktion und Verarbeitung bis zum Vertrieb des Pflanzenöls - verbleibt in den Regionen und schafft regionale Arbeitsplätze.

Fazit

Der Beibehalt der jetzigen Wirtschaftsweise ist durch "Peak Oil" nicht möglich. Eine mit Hilfe regionaler Währungen angestoßene und geformte regional orientierte Wirtschaftsweise könnte die notwendige Transformation einleiten und unterstützen.

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Fußnoten

Norbert Rost, www.regionales-wirtschaften.de, letzte Aktualisierung: 04.06.2005